Recherche vorbereiten

Der Bibliothekar und Pädagoge Klaus Gantert beschreibt die heutige Situation treffend, wenn es darum geht, geeignete Literatur, Medien und Informationen für ein zu bearbeitendes Thema aufzufinden: „Mehr denn je bildet die Literatur- und Informationsrecherche einen zentralen Aspekt des wissenschaftlichen Arbeitens. Nicht weniger als die fachwissenschaftlichen Kenntnisse entscheidet die Fähigkeit, die relevanten Informationen sicher und schnell zu finden und zu beschaffen, über den Erfolg der eigenen Arbeit. Zwar standen zu keiner Zeit so viele und so aufwändig erschlossene Daten und Informationen für die Forschung bereit wie in der Gegenwart, gleichzeitig ist es durch die Überfülle an Informationen und durch die Vielzahl der Informationsressourcen jedoch auch heute schwierig, umfassenden und zuverlässigen Zugang zu den gewünschten Informationen zu erlangen.“ (Quelle: Gantert, Klaus: Elektronische Informationsressourcen für Historiker, Berlin 2011, S. 1)

Der vorliegende Zentralkatalog der Evangelischen Kirche der Pfalz möchte Sie mithilfe seines weitflächig angelegten und in die Tiefe erschlossenen Titelangebots dazu befähigen, in Zeiten der Reiz- und Informationsüberflutung kühlen Kopf zu bewahren und die richtige Recherchestrategie für jeden Anlass (von der Kindergartenarbeit bis zur Habilitation) zu entwickeln. Wir möchten nicht nur Information bereitstellen, sondern Informationskompetenz vermitteln – nicht zuletzt mit dieser Handreichung.

Folgende Aspekte sind dabei zentral, und zwar sowohl für den/die Nutzer(in) als auch für die unterstützenden Bibliothekar*Innen und Pädagog*Innen:

  • erkennen, wann eine Information benötigt wird
  • die Informationen auffinden: bedarfsbezogen, mit den richtigen Recherchestrategien und der Sicherstellung von Beschaffung und Zugang
  • die Informationen kritisch bewerten
  • die Informationen sinnvoll verwenden, weiterverarbeiten, in Zusammenhänge einfügen und präsentieren

Zu Beginn einer Recherche ist die Vorstellung von dem, wonach man sucht, oft recht vage. Das Thema der eigenen Arbeit gewinnt erst nach und nach an Profil, so dass der Suchvorgang immer wieder neue und weitere Phasen durchläuft. Die Erwartungen und Ziele des Suchenden passen sich dem an, was tatsächlich notwendig und/oder verfügbar ist. Der „Idealzustand“ ist erreicht, wenn Fachwissen und Findwissen zusammenfinden und die Qualität der eigenen Arbeit damit auf eine neue Stufe heben. Damit ist auch klar, dass sowohl die Recherche des Nutzers als auch die Beratung des Bibliothekars oder Pädagogen Zeit erfordern. Die Erwartung, mit ein oder zwei Klicks im Katalog gewissermaßen „en passant“ ein tragfähiges und verwertbares Ergebnis zu erhalten, ist illusionär.

Anderseits haben viele Menschen überhaupt gar keine Vorstellung davon, was Sie in unserem Online-Katalog finden können und verschenken unendlich viel Zeit damit, ihre Arbeit zu organisieren und zu strukturieren. Bibliotheken aber sind und bleiben eine „hochgradig kommunikative Angelegenheit“ – auch und gerade in Zeiten der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz.

Trotz der Fülle im Angebot unseres Zentralkatalogs können viele und gerade grundlegende Sachinformationen nur auf indirektem Wege ermittelt werden. So sind z.B. die Artikel und Beiträge der Fachlexika und Enzyklopädien nicht einzeln erschlossen. Es sind nur die Titel der Lexika selbst, die bei einer Recherche gefunden werden können. Für alle Fachgebiete und Teildisziplinen ist daher die Frage, welche Lexika ggf. zu Rate gezogen werden können, grundlegend. Nicht zu unterschätzen sind auch der „Stöbereffekt“ am Regal vor Ort in der Bibliothek sowie der „Schneeballeffekt“, der entsteht, wenn das Literaturverzeichnis eines aufgefundenen Buches dazu benutzt wird, weitere Literatur im thematischen Umfeld zu finden. Schließlich sind auch gerade im praktisch-theologischen Umfeld viele Themen nicht gut oder nicht eindeutig in Begrifflichkeiten zu formulieren (Stichwort: „Schwammigkeit“), die mit gezielten Suchanfragen leicht „abfragbar“ wären.

„Bücher? Es ist doch alles Internet!“: Die in Suchmaschinen angezeigten Ergebnisse unterliegen keinerlei Qualitätskontrolle („jeder kann publizieren“). Die in unserem Zentralkatalog abgelegten Daten gehören zum riesigen Bereich des „deep web“, das für Suchmaschinen unsichtbar ist. Internet-Quellen sind zudem nicht nach einheitlichen Grundsätzen oder bibliothekarisch-technischen Infrastrukturen erschlossen und unterliegen ferner einem nicht nachvollziehbaren Bewertungssystem („Ranking“), das sowohl kommerzielle als auch personalisierend-manipulative Aspekte mit einschließt. Kurzum: Eine Recherche im Zentralkatalog der Evangelischen Kirche der Pfalz führt zu einem signifikanten informationellen Mehrwert, der für die Zwecke unserer Landeskirche, ihrer Beschäftigten und Nutznießer vollkommen alternativlos ist. Mit einem Augenzwinkern: „Gäbe es uns nicht, man müsste uns erfinden …“