Boole'sche Operatoren

Wie kombinieren Sie Suchbegriffe richtig? Ein einzelnes Wort reicht als Filter in den seltensten Fällen aus. Es gibt jedoch Möglichkeiten, mehrere Wörter miteinander zu verbinden. Mit den sogenannten Booleschen Operatoren „und“, „oder“, „und nicht“ können Sie Suchbegriffe kombinieren und damit komplexe, genau auf Ihren Informationsbedarf abgestimmte Suchfilter bilden. Ihre Beherrschung ist grundlegend für erfolgreiches Suchen.

Operator "und"

Wenn Sie z.B. im Eingabefeld „Schlagwort“ zwei Begriffe verknüpft suchen, etwa „Barmherziger Samariter“ und „Grundschule“, dann werden aus der Gesamtmenge aller in der Datenbank enthaltenen Datensätze diejenigen Datensätze zurückgeliefert, in denen diese beiden Wörter im Feld „Schlagwort“ vorkommen. Aus der Menge aller Titel, die „Barmherziger Samariter“ enthalten und der Menge aller Titel, die „Grundschule“ enthalten, wird also die Schnittmenge gebildet. In unserem Zentralkatalog werden bei einer „und“-Verknüpfung die beiden Begriffe einfach hintereinander in eine Suchzeile eingegeben. Im Beispiel unten habe ich den Begriff „Barmherziger Samariter“ mit dem Stern-Zeichen trunkiert, weil man ja im Einzelfall nicht von vornherein genau weiß, wie die biblische Geschichte des Barmherzigen Samariters in der Datenbank „angesetzt“ ist. Daher schreibe ich Barmherzig* Samariter*, um alle möglichen Wortendungen in meine Suche zu integrieren. Es könnte ja sein, dass die Ansetzung des Schlagworts „Geschichte vom barmherzigen Samariter“ oder „Geschichte des barmherzigen Samariters“ lautet. Wenn es so wäre, würden Sie in beiden Fällen bei einer nicht-trunkierten Suche „null Treffer“ erhalten. Dafür verantwortlich wäre in Fall 1 die Wortendung „n“ in „barmherzigen“ und in Fall 2 die Wortendung „s“ in „Samariters“.

Operator "oder"

Dieser Operator weitet die Ergebnismenge im Vergleich zur „und“-Verknüpfung aus. Wenn Sie zwei Begriffe mit „oder“ verknüpft suchen, etwa die Titelstichwörter „Europa“ und „Abendland“, dann bekommen Sie aus der Gesamtmenge aller in der Datenbank enthaltenen Datensätze diejenigen Datensätze zurückgeliefert, die nur das Wort „Europa“ oder nur das Wort „Abendland“ oder aber beide Wörter (egal in welcher Reihenfolge) enthalten. Sie haben also im Prinzip die Ergebnismengen zweier Suchen nach den Einzelwörtern zusammengespielt oder – mathematisch ausgedrückt – eine Vereinigungsmenge gebildet. Praktisch ist der Operator „oder“ vor allem, um annähernd synonyme Begriffe gleichzeitig zu suchen. Im Gegensatz zur „und“-Verknüpfung dürfen Sie die beiden Begriffe nicht nebeneinander in die Suchzeile des Feldes „Titel“ schreiben, sondern müssen zwei Dinge beachten: Erstens holen Sie sich aus dem Aufklappmenü (Pfeil nach unten) des Feldes „Personen/Körperschaften“ ein zweites Feld „Titel“. In das erste Feld „Titel“ schreiben Sie nun „Europa“, in das zweite Feld „Titel“ schreiben Sie „Abendland“. Außerdem müssen Sie sich am Ende der Zeile des ersten Feldes „Titel“ aus dem Aufklappmenü das „oder“ herausholen. Im nachfolgenden Beispiel habe ich beide Begriffe zudem wieder mit dem Stern-Zeichen trunkiert: Europ* Abendl*. Ich habe deswegen an exakt diesen beiden Stellen im Wort trunkiert, um auch die Begriffe „europäisch“, „Europas“, „europäische“, „europäischen“, „abendländisch“, „abendländische“, „abendländischen“ in mein Suchergebnis zu integrieren. Wenn Sie im Feld „Titel“ suchen, dann ist eine solche Trunkierung sogar noch wichtiger als bei einer Suche im Feld „Schlagwort“, da im letzteren normierte Begriffe verwendet werden, im Feld „Titel“ die Begriffe aber mit den „zufälligen“ Wortendungen bzw. grammatikalischen Fällen auftauchen, die sich aus den bibliographischen Angaben ergeben.

Operator "und nicht"

Operator „und nicht“: Dieser Operator dient dazu, aus der Ergebnismenge bestimmte Elemente herauszufiltern. Wollen Sie z.B. im Feld „Schlagwort“ Beiträge zum „Islam“ finden, jedoch „Fundamentalismus“ ausschließen, müssen Sie ähnlich vorgehen wie bei der „oder“-Verknüpfung: Sie öffnen erneut das Aufklappmenü des Feldes „Personen/Körperschaften“, holen sich aber diesmal ein weiteres Feld „Schlagwort“ in die Suchmaske. Dieses ist nun Ihr erstes Schlagwortfeld, das standardmäßig eingestellte Schlagwortfeld ist das zweite. Im ersten Feld geben Sie „Islam“ ein, im zweiten „Fundamentalismus“. Am Ende des ersten Schlagwortfeldes klappen Sie erneut das Menü hoch, holen sich diesmal aber den Operator „und nicht“ in die Suchmaske. Nun müssen Sie nur noch auf „Suche starten“ klicken und erhalten jetzt sämtliche Titel, die mit „Islam“ verschlagwortet sind, in deren Inhalt aber nicht von Salafisten oder Dschihadisten die Rede ist.

Ein Suchbeispiel mit Problemlösung

Sie recherchieren zum Thema „Kirchenunion in der Pfalz“ und geben zunächst im Feld „Schlagwort“ die Begriffe „Unionskirche“ und „Pfalz“ ein. Wenn Sie nicht wissen, dass „Unionskirche“ ein normiertes Schlagwort ist, können Sie natürlich auch „Union*“ (mit Stern trunkieren) und „Pfalz“ eingeben. Dazu klicken Sie bei Medienarten „Bücher“ und bei Bibliotheksauswahl „alle“ an. Nach Abschicken der Suchanfrage stellen Sie fest, dass Sie unverhältnismäßig viele Treffer erhalten, die sich zudem mit allen möglichen Aspekten aus Geschichte und Gegenwart der „Evangelischen Kirche der Pfalz“ befassen, und bei weitem nicht nur mit der Union. Der Grund ist: Im normierten Schlagwortdatensatz der „Evangelischen Kirche der Pfalz“ gibt es eine Verweisungsform mit dem Titel „Pfälzische Unionskirche“. Obwohl man „Evangelische Kirche der Pfalz“ also gar nicht eingegeben hat, bekommt man nun alle möglichen Publikationen unserer Landeskirche angezeigt, da sowohl der Begriff „Unionskirche“ als auch der Begriff „Pfalz“ in diesem Schlagwortsatz enthalten sind. Damit wird leider das ganze Suchergebnis unbrauchbar und wir sind Opfer der „Tücken des Systems“ geworden! Übrigens einer Tücke, die aufgrund der Vielfalt und Komplexität der Schlagworte und Verweisungsformen gar nicht zu vermeiden ist! Mit dem Schlagwort „Unionskirche“ bekommen wir automatisch alle Publikationen zur „Evangelischen Kirche der Pfalz“ angezeigt und ein normiertes Schlagwort „Kirchenunion“ gibt es nicht.

Jetzt aufgeben? Weit gefehlt! Wir holen uns via Aufklappmenü zwei Titelfelder in die Suchmaske und tragen nun zusätzlich im ersten Titelfeld Union* (trunkiert mit Stern) und im zweiten Titelfeld Kirchenunion* (trunkiert mit Stern) ein. Beide Titelfelder verbinden wir noch mit einer „oder“-Verknüpfung. Mit diesem Trick schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen werden jetzt nicht mehr alle möglichen Publikationen der Pfälzischen Landeskirche angezeigt, da die Begriffe Union* oder Kirchenunion* im Titel vorkommen müssen, zum anderen integrieren wir mittels der Trunkierung noch sämtliche Wortformen, wie z.B. „Union“, „Unionskatechismus“, „Unionen“, „Kirchenunionen“, in unser Suchergebnis. Es werden (Stand 19.09.2019) angezeigt: 37 Treffer in der Bibliotheks- und Medienzentrale, BMZ Speyer, 20 Treffer in der Bibliothek des Zentralarchivs Speyer, 8 Treffer im Butenschoen-Haus Landau, 6 Treffer in den Religionspädagogischen Zentren.

Noch ein Suchbeispiel mit Problemlösung

Ein Nutzer der Bibliothek erklärt, er habe vor längerer Zeit mal ein Buch ausgeliehen, in dem beschrieben wird, wie die Pfarrerin bzw. der Pfarrer mittels Stimme, Körperhaltung, Gestik etc. auftreten sollen/können, um der Argumentation Ausdruck zu verleihen. Der Kunde weiss nur noch, dass das Buch in der ersten Hälfte der 2000er Jahre erschienen ist. Das ist wirklich eine harte Nuss! Generell gilt, dass Themen und Aspekte innerhalb der Praktischen Theologie besonders schwer in Begrifflichkeiten zu fassen sind. Vieles ist hier sprachlich äußerst schwammig und kann eher wortreich „umschrieben“, als „auf den Punkt“ gebracht werden.

Wir versuchen es zunächst mit dem Schlagwort „Körpersprache“ und dem Erscheinungszeitraum 2000 bis 2005 und erhalten ein „Null-Treffer-Ergebnis“. Wenn wir die Erscheinungsjahre weglassen, erhalten wir in der BMZ zwei Treffer, im Butenschoen-Haus drei. Der gesuchte Titel ist aber laut Kunde leider nicht darunter. Eine Schlagwortsuche mit dem Begriff „Geste“ führt leider auch nicht zum gewünschten Ergebnis.

Was bleibt uns übrig? Bei solch einer speziellen Fragestellung erscheint es eher unwahrscheinlich, dass ein entsprechendes Stichwort Teil des Titels ist. Vermutlich behandelt das gesuchte Buch noch alle möglichen anderen Aspekte. Eine Möglichkeit ist, dass wir gezielt in den Klappentexten der Bücher suchen. Wir holen uns aus dem Aufklappmenü des Feldes „Suche über alle Felder“ das Feld „Abstract/Inhalt“ in die Suchmaske, tragen dort „Geste*“ ein (Trunkierung mit Stern, um auch „Gesten“ zu finden), geben bei Erscheinungsjahr wieder 2000 bis 2005 ein, klicken bei Medienarten „Bücher“ an und durchsuchen alle Bibliotheken. Nun erhalten wir 98 Treffer in der BMZ (Stand 24.09.2019), 16 bei den RPZs, 12 im Butenschoen-Haus und 3 im Zentralarchiv. Da das alles noch recht unübersichtlich ist und wir bei der Durchsicht einzelner Titel in der Vollanzeige feststellen, dass aufgrund der Trunkierung „unerwünschte“ Titel mit Begriffen, wie z.B. „gestern“ oder „gestellt“ angezeigt werden, holen wir uns auch in der 2. und 3. Suchzeile aus dem Menü das Feld „Abstract/Inhalt“, schreiben diese Begriffe in die Suchzeile und setzen dann jeweils eine „und nicht“-Verknüpfung. Dadurch können wir die Treffermenge deutlich einschränken und erhalten jetzt 22 Treffer in der BMZ, 2 in den RPZs, 2 im Butenschoen-Haus und 1 im Zentralarchiv. Bei der Durchsicht der BMZ-Liste entdecken wir tatsächlich an Position 22 das vom Kunden gesuchte Werk: Kabel, Thomas: Handbuch Liturgische Präsenz, Band 1: Zur praktischen Inszenierung des Gottesdienstes, Gütersloh 2002.