Die BMZ im EKD-Themenjahr 2019: Karl Barth - "Gott trifft Mensch"

Lesung und Diskussionsabend in der BMZ am 17. Juni


Der Ordinationsstreit 1969
Eine Bestandsaufnahme nach 50 Jahren mit Akteuren von damals

Montag, 17. Juni 2019, 19:00 Uhr
Bibliothek und Medienzentrale der Evangelischen Kirche der Pfalz
Rossmarktstraße 4, Speyer, Großer Saal

Sieben Pfarramtskandidaten des Examensjahrgangs 1969 verweigerten die Ordination auf Grund einer Ordnung, die ihrer Ansicht nach "nicht in Ordnung war": Durch die alleinige Verleihung vom Recht zur Ausübung von Sakramenten erhalte sie selbst "sakramentalen Charakter" - ähnlich der katholischen Priesterweihe. In der Auseinandersetzung mit dem Landeskirchenrat eskalierte dieser Streit bis hin zur Suspendierung der Kandidaten. Nach Aufhebung wurden sie schließlich gemeinsam in Frankenthal "ohne jeglichen weihevollen Anstrich" im Juni d.J. ordiniert.

Programm:

  • Grußwort Oberkirchenrätin Marianne Wagner
  • Entstehung, Verlauf und Ergebnis des Ordinationsstreits:
    Jörn Wilhelm liest dazu aus seiner Autobiographie "Mit ausgebreiteten Flügeln"

    Aus dem Klappentext: Im zweiten Band seiner Erinnerungen beschreibt der spätere Landpfarrer farbig und voller untergründigem Humor sein Theologiestudium in Erlangen und Heidelberg. Deutlich wird, wie Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf Kathedern und Kanzeln die Verstrickung der Universität und der Theologie in den Rassenwahn der Nazis noch immer geleugnet, verharmlost oder ignoriert wurde. Das Studentenleben kommt nicht zu kurz: Jazzkeller, Reisen nach Paris, Blutspenden und Maloche, Studentenbuden, die sich heute keiner mehr vorstellen kann. Mitten im Studium heiratet er und eine Tochter wird geboren. Lichtgestalten werden geschildert wie die theologischen Lehrer Gerhard von Rad, Herbert Braun, Rolf Rendtorff und Heinz-Eduard Tödt. Nach dem "Ohnesorg-Erlebnis" wird er Zeuge der turbulenten Studentenunruhen in Heidelberg, politisiert und verändert sich darin. Erste Predigten werden geschrieben, die politisch höchst umstritten sind. Wegen Verweigerung der Ordination wird er gleich am Anfang schon suspendiert. Nach der Aufhebung sorgt er weiterhin für heilsame Unruhe in seiner Kirchengemeinde in Ludwigshafen-Oggersheim.
  • Antiautoritäre Vikare auf dem Marsch in die Institution Kirche:Podium und Diskussion mit Akteuren von damals zu den Themen:
  1. Amtsverständnis im Wandel (Helge Müller)
  2. Politische Predigt (Jörn Wilhelm)
  3. Antirassismus und die "Dritte Welt" {Christian Wendt)
  4. Frieden und Abrüstung (Wolfgang Pessenlehner)

     Leitung: Ruprecht Beuter

Vortrag von Frau Prof. Dr. Irene Dingel zum Thema „Kirchenlied“

 

Frau Prof. Dr. Irene Dingel, Kirchenhistorikerin und Direktorin des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte, Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte, Mainz, spricht am Dienstag, 2. April 2019, 19 Uhr, Roßmarktstraße 4, Speyer, über das Thema „Gesungener Glaube. Das Kirchenlied als Medium von Frömmigkeit und Protest in der Frühen Neuzeit“.

„Kirchenlied und Gemeindegesang waren keine Neuerfindungen der Reformation. Neu aber waren die Inhalte und die Inbrunst, mit der gesungen wurde, sowie die Rezeption, die auf diese Weise in Gang kam. Viele jener alten Lieder begegnen uns im Gottesdienst bis heute. Aber werden wir uns eigentlich dessen bewusst, was wir singen? Ist uns klar, dass Kirchenlieder nicht nur eine liturgische Etappe im Ablauf des Gottesdiensts sind, sondern dass die singende Gemeinde im Lied die Inhalte ihres Glaubens zugleich bekennt, verkündigt und sich aneignet? Haben wir überhaupt eine Ahnung davon, welche kollektiven und persönlichen Erfahrungen einst hinter dem gesungenen Lobpreis oder der musikalisch artikulierten Klage standen? Diese Fragen sollen bei der Betrachtung des Kirchenlieds als Medium von Frömmigkeit und Protest eine Rolle spielen.“ (Irene Dingel)

Grußwort: Kirchenpräsident Dr. h. c. Christian Schad.
Musikalische Gestaltung: Vokalquartett unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald (Truhenorgel).

Zu diesem Vortragsabend möchten wir sehr herzlich einladen.
Der Eintritt ist frei.

Um Anmeldung wird gebeten:
bibliothek@evkirchepfalz.de oder telefonisch unter: 06232/667415.

Einladung: Buchvorstellung "Emil Lind & Albert Schweitzer"

Emil Lind und Albert Schweitzer
Ein pfälzischer Pfarrer und Schweitzer-Freund zwischen 'Ehrfurcht vor dem Leben' und 'Nationalkirche'

hrsg. von Klaus Bümlein und Armin Schlechter
Verlagshaus Speyer, 240 Seiten, fest gebunden

Herzliche Einladung zur Vorstellung des Buchs am Dienstag, den 12. März 2019, 18.30 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche Speyer, Große Himmelsgasse 3A
Die Vorstellung übernimmt Kirchenpräsident i.R. Eberhard Cherdron.

Das Buch rückt die Ausstrahlung des weltberühmten Theologen, Philosophen, Musikwissenschaftlers und Arztes Albert Schweitzer (1875 bis 1965) neu ins Licht. Es zeigt den jahrzehntelangen Kontakt des Friedensnobelpreisträgers mit einem pfälzischen Pfarrer auf.

Schon als pfälzischer Student hatte Emil Lind (1890-1966) Albert Schweitzer in Straßburg kennengelernt. Der engagiert liberale Pfarrer Lind gewann viel Anerkennung durch seine ungewöhnliche Gemeindearbeit in Ingenheim und seit 1926 in Speyer. Er wurde der Hauptorganisator des wohl größten pfälzischen Kirchenfests zum vierhundertjährigen Jubiläum der Protestation in Speyer. Mit niederschwelligen Angeboten, Gemeindefahrten, eindringlichen Predigten und einer ausgedehnte Pressearbeit gelang es ihm, den Protestantenverein in Speyer auf über tausend Mitglieder zu bringen. Die Universität Heidelberg zeichnete Lind 1931 mit der Würde des Ehrendoktors aus.

Spätestens 1929 hatte Lind wieder Verbindung zu Schweitzer aufgenommen. Es gelang ihm, den Arzt von Lambarene für einen Vortrag in der Gedächtniskirche zu gewinnen. Von da an entwickelte sich eine intensive Briefverbindung, die - unterbrochen in den Jahren 1937-1945 - bis zu Schweitzers Tod 1965 anhielt. Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz erwarb 2011 diesen Briefwechsel. Er wird von dem bekannten Schweitzer-Kenner Prof. Werner Zager ediert und erläutert.

So ist das Werk auch ein Buch über Emil Lind. Eine biographische Darstellung bietet Carolin Schäffer, die auch die Konflikte und Verstrickungen durch Linds nationalkirchliche Haltung seit 1937 nicht ausspart. Klaus Bümlein untersucht die zahlreichen biographischen und interpretierenden Werke Linds zu Schweitzer. Das Buch enthält zudem Studien zu Linds Predigten (Klaus Bümlein) und zu seinen zahlreichen Reisedarstellungen (Armin Schlechter). Udo Sopp und Gerhard Vidal geben Einblick in andere Freundesnetzwerke Schweitzers in der Pfalz. Eine Übersicht über den Nachlass Linds und eine Bibliographie runden das Werk ab.

Nach der Vorstellung wird das Buch, das als Nr. 34 der Veröffentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte erscheint und vom Verlagshaus Speyer publiziert wird, zum Preis von 16,80 Euro zum Verkauf angeboten.

Um Anmeldung zur Buchvorstellung wird gebeten:
bibliothek[at]evkirchepfalz.de oder telefonisch unter: 06232/667415