Die BMZ im Melanchthonjahr 2010
19. August 2010
Vortrag von Dr. Heinz Scheible, Heidelberg: „Melanchthons Bedeutung für die pfälzische Landeskirche“
2010 jährte sich zum 450. Mal der Sterbetag des Humanisten, Reformators und Universalgelehrten Philipp Melanchthon (1497–1560). Die Bibliothek und Medienzentrale der Evangelischen Kirche der Pfalz widmete dem engen Mitarbeiter Luthers vom 28. Juli bis 3. September eine Ausstellung. Über "Melanchthons Bedeutung für die pfälzische Landeskirche" sprach im Rahmen der Ausstellung der ehemalige Leiter der Melanchthon-Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heinz Scheible, am 19. August.
Mit rund 30 Originaldrucken aus eigenen Beständen, darunter einem Melanchthon-Druck von 1557 mit der Originalhandschrift des Reformators, stellte die Kirchenbibliothek den von der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten zur Verfügung gestellten Schautafeln eine Buchausstellung zur Seite. Die Leiterin der Bibliothek und Medienzentrale, Traudel Himmighöfer, ist fasziniert von der Weite und Größe des Werkes Melanchthons. Die Theologie der pfälzischen Landeskirche habe durch ihn ihre entscheidende Prägung erhalten. Rund 500 Bücher, audiovisuelle Medien und Aufsätze geben in der Bibliothek und Medienzentrale der pfälzischen Landeskirche Zeugnis vom Leben und theologischen Wirken des Reformators und der reichhaltigen Melanchthon-Forschung, so Himmighöfer.
Melanchthon war zwar Kurpfälzer – seine Eltern stammten aus Heidelberg und Bretten – aber er hatte auch in Speyer Verwandte. Größere Bedeutung für die 1818 gegründete Evangelische Kirche der Pfalz habe indes das Gutachten, das er kurz vor seinem Tod für den Kurfürsten Friedrich III. im Heidelberger Abendmahlsstreit schrieb. Dieses habe dem zu Recht "der Fromme" genannten Fürsten den Anstoß zu seiner Entwicklung vom Luthertum zum Calvinismus gegeben, erklärte Scheible.
"Das weltweit wirksamste Produkt dieser Entwicklung, der Heidelberger Katechismus von 1563, der auch in der gegenwärtigen pfälzischen Landeskirche zu beachten ist, wurde im wesentlichen von einem Schüler Melanchthons, Zacharias Ursinus, in dessen Geist verfasst." Einzigartig sei die wenig bekannte Tatsache, dass nur die pfälzische Landeskirche das Augsburger Bekenntnis in seiner von Melanchthon 1540 veränderten Fassung, die "Confessio Augustana variata", angenommen habe, so der Kirchenhistoriker. Scheible gibt seit 1977 den Briefwechsel Melanchthons heraus - bisher in 23 Bänden.
Der Vortrag ist inzwischen veröffentlicht in: Ebernburg-Hefte 44 (2010),
S. 49-69 = Blätter für pfälzische Kirchengeschichte 77 (2010), S. 319-339.
Ausstellung vom 28. Juli bis 3. September 2010
Die BMZ zeigte die Wanderausstellung der Europäischen Melanchthon-Akademie: „Melanchthon – Grenzen überwinden. Die Bedeutung Philipp Melanchthons für Europa“.
Begleitend hierzu präsentierte die BMZ eine Ausstellung von Melanchthon-Drucken des 16. Jahrhunderts aus eigenem Bibliotheksbestand.
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo, Di, Do 14-16 Uhr
Eintritt frei
Dokumentation der BMZ-Ausstellung: Traudel Himmighöfer, Melanchthon-Drucke des 16. Jahrhunderts in der Bibliothek der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer. In: Ebernburg-Hefte 44 (2010), S. 71-109 = Blätter für pfälzische Kirchengeschichte 77 (2010), S. 341-379.